File:Frankfurt Am Main-Fay-BADAFAMNDN-Heft 21-Nr 241-1904-Zur Goldenen Waage Alter Markt -UCSAR.jpg

Deutsch: Hier standen früher zwei Häuser, das Eckhaus, das als Haus Colmann bezeichnet wurde und das nebenstehende „zur alten Hölle"; im Anfang des 15. Jahrhunderts wurden beide vereinigt und im Laufe des 16. Jahrhunderts taugte der Name „Goldene Waage“ auf. Im Jahre 1450 war eine Trinkstube darin. Später erwarb es die Stadt und liess es von dem Architekten von Hoven im alten Stile restauriren. Ueber dem aus Sandstein errichteten Erdgeschoss erheben sich zwei in starken Ueberhängen hervorspringende Obergeschosse aus Fachwerk, und darüber der zweigeschossige Giebel, an der Marktseite ebenfalls Fachwerk zeigend; dieses war aber lange Zeit mit Schiefer überkleidet. Das Untergeschoss aus rotem Sandstein gewährt einen überaus schönen Anblick. Die Pfeiler sind in Diamantquadern gearbeitet und umschliessen nach dem Markt zu zwei breite Bogenfenster nebst Ladentüre. Der Ladenraum war früher ein grosses Gewölbe, welches aber später geteilt wurde. Die rundbogigen Oberlichter sind mit prächtigem Gitterwerk versehen, die auf den Pfeilern ruhenden Tragsteine mit Löwenköpfen geziert. Der Tragstein des Eckpfeilers zeigt eine hockende, weibliche Figur mit Früchten umgeben.
In ähnlicher Weise ist die Seite nach der Höllgasse gehalten. Die Eckpfeiler der Obergeschosse sind in Holz geschnitzt, zeigen aber einfachere Tragsteine. Auf der Plattform bildet ein geschieferter schöner Kuppelbau den Ausgang der Wendeltreppe des Treppenturms. Auf dem Dache befindet sich die in Heft III, No. 27, schon dargestellte Dachlaube nebst Brunnen, von hier aus erschliesst sich eine überraschende Aussicht nach dem Pfarrturm und der Stadt. Die Stuckdecke im Saale des ersten Obergeschosses ist figürlich reich ausgestattet.
Unser Bild gibt das Haus aus der Zeit wieder, als seine Ansicht noch durch die schmale Höllgasse beengt war; jetzt gewährt es durch den Abbruch der ihm gegenüber in engster Entfernung gestandenen Häuser und durch die dadurch bewirkte Freilegung des Domes einen fesselnden und interessanten Anblick.