Der Löschkönig

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Wer schreibt so spät noch bei Nacht wie verhext?
Es ist der Autor mit seinem Text.
Er schreibt den Artikel mit der Tastatur,
vergisst die Zeit, sieht nicht zur Uhr.

Lemma, was birgst du so bang dein Gesicht?
– Siehst, Autor, du den Löschkönig nicht?
Den Löschekönig mit Bier und Schaum?
– Artikel, es ist nur ein Traum.

„Die Relevanz gehört nur dir!
Gar schöne Sätze schreib ich hier.
Noch richt’ger Blödsinn steht hier rum,
Wer dich jetzt löscht, ist wirklich dumm.“

„Mein Autor, mein Autor, und hörest du nicht?
Was Löschekönig hier leise spricht?“
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;
Im Druckerpapier säuselt der Wind.“

– Mein Autor, mein Autor, und liest du nicht dort?
Der Löschantrag steht am düsteren Ort!
– Mein Text, mein Text, ich kann es sehen,
Du kriegst sieben Tage, das wird schon gehen.

– „Kein Text, kein Artikel und keine Gestalt.
Und bist du so billig, hilft nicht mal Gewalt.“
– Mein Autor, mein Autor, jetzt fasst er mich an!
Löschkönig hat mir ein Leids getan!

Dem Autor grauset’s er schreibt immer schneller,
Er bringt Argumente geg’n den Antragsteller,
Übersteht die Woche mit Mühe und Not;
Aus seinen Quellen der Text war tot.

Parodie auf Goethes Erlkönig, geschrieben von MannMaus am 15. Dezember 2008