Gräbertypologie
editBei den Ausgrabungen des Areals des Königfriedhofes von Ur fand Wooley 1850 Gräber, von denen er 16 als sogenannte „Königsgräber“ identifizierte. Diese unterschieden sich in einigen Punkten von den restlichen Gräbern.
So weisen diese immer ein Grabgebäude auf, welches zwischen zwei und vier Kammern hat, in welchem die bestattete Person mit den Grabbeigaben, sowie einigen Gefolgschaftsbestatteten – vermutlich Bediensteten – aufgefunden wurde. Die Anzahl der Folgebestatteten variiert zwischen den verschiedenen „Königsgräbern“ zwischen sechs und 73.
Da der Raum für eine solch große Anzahl an Toten in den Grabkammern nicht ausreichte, wurde ein großer Teil in – von Wooley „Death-Pits“ genannten – Gruben bestattet.
Wooley vermutet, dass die auserwählten Bediensteten nach der Versiegelung der Grabkammer, mit reichlich Schmuck, Waffen und Instrumenten ausgestattet, in die Grube stiegen und dort ihr Ende fanden. Nahezu jeder Leiche konnte ein Becher aus Stein, Ton oder Metall zugeordnet werden, was Wooley zu der Annahme führt, dass der Tod dieser Menschen durch den Konsum einer giftigen Flüssigkeit herbeigeführt wurde, somit nicht gewaltsam war. Er stützt diese These dadurch, dass der getragene Schmuck der Toten nicht auffällig beschädigt ist, und die Toten in sauberen Reihen liegend gefunden wurden.
In den „Death-Pits“ wurden neben den menschlichen Leichen auch die Überreste von Viehwägen gefunden, welche von Ochsen oder Eseln gezogen wurden.
Anders als bei den persönlichen Gräbern finden sich bei den Folgebestatteten jedoch keine persönlichen Grabbeigaben.
Neben den „Königsgräbern“ wurde noch eine große Anzahl an privaten Gräbern ausgegraben. Diese variieren zwar zwischen reicher und ärmer ausgestatteten Bestattungen, sind aber alle ähnlich aufgebaut. Der Tote wurde in diesen in einer rechteckigen Grube bestattet, welche im Durchschnitt 1.5mx0.45m groß war, wobei auch erheblich kleinere beziehungsweise größere Gruben entdeckt wurden.
Die Wände und Böden der Gruben waren mit Schilfmatten bedeckt, auf welchen die Leiche gelegt wurden. Während manche, vermutlich reichere Menschen, in einem hölzernen Sarg beerdigt wurden, waren viele Leichen nur in Schilfmatten eingewickelt, welche mithilfe von Schnüren oder Kupferstiften um die Leiche gewickelt wurden.
Der Unterschied zwischen arm und reich wird auch durch Grabbeigaben und die Tiefe der Bestattung deutlich. Reicher ausgestattete Gräber wurden vermutlich zum Schutz vor Grabräubern tiefer angelegt als die der ärmereren Menschen.