Aufgabe der Geschichte

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Athena von Vercelli

Jeder sei auf seine Art ein Grieche, aber er sei es

 
Sauromates II

Aufgabe der Geschichte muß es sein, den Blick der Gegenwart auf die größeren Zusammenhänge zu lenken und aus der empirischen Erfaßung des Geschehenen allgemeine Geschichtspunkte zu gewinnen, die uns helfen, unsere gegenwärtige Welt mit Abstand und weitere Perspektive auf die Zukunft zu betrachten. Die Annahme, im Atomzeitalter sei die Betrachtung der Vergangenheit nutzlos, ist eine materialistische Irrlehre, welche uns um alternative Möglickeiten zur geistigen Bewältigung unseres gegenwärtigen Daseins beraubt. Alles und jeder scheint an Zwänge gebunden, die so selbstverständlich erscheinen, das sich niemand mehr die Gedanken leistet diese Zwänge abzuschütteln. Von dem Moment an, in dem wir irgend jemanden die Lösung unserer Probleme überantworten, vertieft sich auch die Kluft zwischen unserer materiellen und geistigen Entwicklung. Die Freiheit des Geistes wird an die Kette einer scheinbaren materialistischen Unabhängigkeit gelegt, das freie Handeln bricht vor der Angst der öffentlichen Meinung ein, die moralische Überlegenheit gerät in den Sumpf minderwertiger Beziehungen. Egoismus und Dominaz endet mit der kläglichen Sucht nach einer tragenden Liebe von Außen, die man eigentlich in sich selbst tragen sollte.

Die Führung unserer westlichen Demokratie bemüht sich, das Bewußtsein der Massen nach ihrem Willen zu lenken, sie versucht uns zu neuen ideologischen und sozialen Ideen zu verpflichten und im Namen des Glücks für die Mehrheit der Bevölkerung zur Erneuerung der Organisation unseres eigenen Lebens aufzurufen. Wir erkennen nur langsam die Durchsetzung dieser Vorgaben mit den Interessen der Wirtschaft, der Banken oder einer sich auf Menschheitsinteressen und das Allgemeinwohl berufenen Gruppe, die im schreienden Gegensatz zu den Interessen unseres verhängnisvoll von der Gesellschaft entfremdeten Individuums gerät. Im Zwang des modernen Fortschritts vergißt der Mensch seine eigene Individualität, indem er vorgibt an die Interessen aller zu denken, gibt er aber einzig das Interesse an sich selbst auf. Die beiden Prinzipien Fremdbestimmung und Selbstbestimmung sind unvereinbar, damit man Ich sein kann und man sich in eigener Verantworung selbst gerecht werden kann, muß man ich jeder Fremdbestimmung zu entziehen versuchen.

Der verdrängende Mechanismus der Systemgewinner und Optimisten propagiert mit Mehrheit eine Art der Zukunftsplanung, deren verderbliche Zuversicht aller Vernunft gleichzeitig entbehrt wie trotzt. Es gibt in diesem System keine wirkliche Freiheit. Schon Kinder ahmen alles nach, wir reproduzieren immer die selben fehlerhaften psychischen Programme. Wir festigen durch einen eingeimpften Wettbewerb eine Hierarchie die und selbst zum Sklaven macht. Es ist auch sinnlos die Fehler des Systems aufzuzeigen, wenn wir nicht gleichzeitig unsere Mitschuld in uns selbst erkennen. Man wird und bleibt ohne Selbsterkenntnis im eigenen Egoismus stecken und bleibt zudem der Knechtschaft des selbstgewählten Systems untertan.

Es herrscht auch eine Art feindseliger Gleichgültigkeit gegenüber ökologischen Geboten, der Egoismus triumphiert mit hartnäckiger Verleugnung unserer bedrohten Zukunft. Die planende Minderheit - eben all jene Verlierer, die durch Selbsterkenntnis auch zumeist ihrer eigenen Grenzen voll bewußt - werden das Schiksal jener zu teilen haben, die noch immer eifrig - oft sogar unbewußt an der Unbewohnbarmachung der Erde mitwirken. Gier und Habgier sind das Kern-Problem, das noch immer als Art erhaltende Leistung in der menschlichen Psyche genetisch determiniert ist. Da wir allerdings nicht mehr in der harten wie lebensfeindlichen Urzeit leben; wir keine natürlichen Feinde zu fürchten bzw. wir diese überwunden haben, hat sich diese einst Art erhaltende Leistung in ihr Gegenteil verkehrt. Wir sind durch genau diesen unseren Fortschritt uns selbst zum Feind geworden. Die Notbremse welche Gewissen und die Natur uns eingebaut, oder eher Sinnbild unserer Unfähigkeit, wenn nicht gar jene Dummheit die dies nicht begreifen will oder kann. Ohne sich vom Gedanken der Konkurrenz zu befreien, dem Gedanken zu entsagen, erst jemanden besiegen zu müssen um zu gewinnen, wird sich das Kernproblem der Menschheit niemals lösen. Bereits der jetzt bestehende technische Fortschritt könnte es allen Menschen ermöglichen mit deutlich weniger Arbeit ihr Leben bestreiten zu können. Man muss nicht unsagbare Reichtümer horten, um glücklich zu sein. Jeder der anstrebt mehr an sich zu raffen als er zum Leben braucht ist der Gier verfallen und damit für die Nachhaltigkeit gefährlich und inhuman, ja ein Feind des Lebens selbst.