1. Abschnitt Bastian Balthasar Bux Bastian ist ein kleiner Junge von zehn oder elf Jahren. Er ist ein schüchterner und schwächlicher Bücherwurm, der in der Schule gehänselt wird. Seine Mutter ist verstorben, was auch seinen Vater sehr belastet, welcher nur selten mit ihm spricht. In der Unendlichen Geschichte wird er groß, stark und mächtig, vergisst, wer er früher war, und gerät so in große Schwierigkeiten. (60 W)
Die Kindliche Kaiserin, Verkörperung der Phantasie, ist die Herrscherin Phantásiens, doch unter diesem Titel darf man sich keinesfalls das vorstellen, was man gewöhnlich darunter versteht. Die Kindliche Kaiserin oder „Goldäugige Gebieterin der Wünsche“, wie sie auch genannt wird, herrscht nicht und macht niemals von ihrer Macht Gebrauch. Sie urteilt niemals. Vor ihr gelten alle Wesen gleich, egal ob schön oder hässlich, böse oder gut. Obwohl sie aussieht wie ein Mädchen von etwa zehn Jahren, hat sie strahlend weißes Haar und ist alterslos. Sie ist kein Wesen Phantásiens, doch kann ohne sie nichts in Phantásien existieren. Ihre Lebenskraft bemisst sich nach Namen. Ist ihr Name in Vergessenheit geraten, braucht sie unbedingt einen neuen, sonst stirbt sie und ganz Phantásien mit ihr. (120W) Atréju Atréju gehört zum Volk der „Grünhäute“, die in einer Gegend leben, die „Das Gräserne Meer“ genannt wird. (17 W) = 1. Abschnitt: 197 W
2. Abschnitt Atréju (cont.) Obwohl er erst zehn Jahre alt ist, wird er von der Kindlichen Kaiserin zu ihrem Stellvertreter ernannt und auf „Die Große Suche“ geschickt. Die Grünhäute sind ein stolzes Volk von Jägern, schon die kleinsten lernen, auf sattellosen Pferden zu reiten. Ihre Haut ist olivgrün und ihre Haare sind schwarz wie Ebenholz. Alles was sie benötigen, fertigen sie aus Gras oder den Häuten der Purpurbüffel, die in großen Herden durch ihr Land ziehen. Atréju ist Bastians Freund und hilft ihm oft aus fast aussichtslosen Situationen. (84 W)
Fuchur ist ein Glücksdrache und gehört damit zu den seltensten Geschöpfen Phantásiens. Fuchurs Schuppen sind perlmuttfarben, schimmern rosig und glitzern weiß. Er hat eine üppige Mähne sowie Fransen am Schweif und an den anderen Gliedmaßen. Glücksdrachen haben so gut wie keine Ähnlichkeit mit „gewöhnlichen“ Drachen, wie sie beispielsweise in der Fantasyliteratur auftreten. Sie leben weder in dunklen Höhlen, in denen sie Schätze horten, noch speien sie unentwegt Feuer und Qualm oder richten aus Spaß Verwüstungen an. Sie besitzen keine ledernen Flügel und sind keinesfalls plump, sondern haben einen langen geschmeidigen Leib. Vom Aussehen und auch von ihrer Bedeutung her ähneln die Glücksdrachen in der Unendlichen Geschichte denen aus der chinesischen Mythologie. Sie sind Geschöpfe der Luft, der Wärme und unbändiger Freude. (121 W) = 2. Abschnitt: 205 W
Translation: Atréju The Greenskins are a proud people of hunters and even their youngest learn to ride without a saddle. Their skin is olive-green and their hair is black as ebony. Everything they need they make from gras or the skins of the purple buffalos which travel the land of the Greenskins in big herds. Despite being only ten years old Atréjui is named as her substitute by the Childlike Empress and also sent on “The Great Search”. Further, Atréju is Bastian’s friend and often helps him escape seeminly hopeless situations.
Falkor [COMMENT: name adopted from the existing Wikipedia entrance] Falkor is a Luckdragon, one of the rarest creatures in all of Phantasia. His perly scales are shining rose-pink or glitter in purest white. Additionally he has a large mane as well as fringes on his tail and other limbs. This sets him apart from “common” dragons appearing in fantasy literature, as he shares no similarities in appearance with them whatsoever. Luckdragons also do not live in dark caves, they do not hoard treasure and they do not breathe fire. They do not enjoy spreading distruction either. Instead of wings they have a very long and elegant body that is able to float through the air, rather orientated on the appearance of dragons in chinese mythology. This is also reflected in their nature; Luckdragons are creatures of untamable joy and warmth. Their natural element is air.
3. Abschnitt
Fuchur (cont.)
Sie sind trotz ihrer Körpergröße so leicht wie eine Feder und brauchen daher keine Flügel, um zu fliegen – sie schwimmen quasi durch die Lüfte, wie Fische im Wasser.
Eine weitere Besonderheit ist Fuchurs Gesang, der wie „das Dröhnen einer riesigen Bronzeglocke“ beschrieben wird. Wer je diesen Gesang gehört hat, vergisst ihn sein Leben lang nicht mehr. Glücksdrachen scheinen nie die Hoffnung und ihren Frohmut zu verlieren; sie vertrauen auf ihr Glück und verstehen alle Sprachen der Freude. (77 W)
Entstehungs und Publikationsgeschichte
Im Jahre 1977 riet sein Verleger Hansjörg Weitbrecht Michael Ende zu einem neuen Buch. Ende versprach, es bis Weihnachten fertiggestellt zu haben, bezweifelte dabei aber, eine Seitenzahl jenseits der 100 zu erreichen. Als Leitmotiv nannte Ende: Ein Junge gerät beim Lesen einer Geschichte buchstäblich in die Geschichte hinein und findet nur schwer wieder heraus. Der Thienemann-Verlag segnete dieses Konzept im Vorfeld ab.
Rasch erwies sich jedoch, dass der Stoff umfangreicher war, als Ende geglaubt hatte. Die Veröffentlichung musste immer weiter aufgeschoben werden. Ende versprach, dass das Buch im Herbst 1979 publiziert werden könne. Ein Jahr vor dem angegebenen Termin rief er seinen Verleger an und teilte ihm mit, dass sich die Hauptfigur Bastian aufs Entschiedenste weigere, Phantásien zu verlassen. Es bleibt ihm (Michael Ende) nicht anders übrig, als ihn auf seiner langen Reise weiter zu begleiten. (136 W)
= 3. Abschnitt: 213 W
Translation: Fuchur (cont.) Despite their body size they are as light as a feather and therefore do not need wings to fly - they virtually swim through the air, like fish in the water. Another peculiarity is Fuchur's singing, which is described as "the roaring of a huge bronze bell". Whoever has heard this song will never forget it for the rest of his life. Dragons of happiness never seem to lose hope and joy; they trust in their happiness and understand all languages of joy. History of origin and publication: In 1977, his publisher Hansjörg Weitbrecht advised Michael Ende to write a new book. Ende promised to have it finished by Christmas, but doubted to reach a page number beyond 100. Ende's leitmotif: "When reading a story, a boy literally gets into the story and finds it hard to find out again. Thienemann-Verlag approved this concept in advance. However, it soon turned out that the material was more extensive than Ende had believed. The publication had to be postponed further and further. Ende promised that the book could be published in autumn 1979. A year before the specified date, he called his publisher and told him that Bastian, the main character, was determinedly refusing to leave Phantásia. He (Michael Ende) has no choice but to accompany him on his long journey.
4. Abschnitt
Entstehung und Publikationsgeschichte (cont.)
Auch handele es sich nicht mehr um ein normales Buch. Es müsse vielmehr wie ein richtiges Zauberbuch gestaltet werden: ein Ledereinband mit Perlmutt und Messingknöpfen. Man einigte sich schließlich auf einen Seideneinband, den bekannten zweifarbigen Druck und die sechsundzwanzig Buchstaben-Vignetten für die einzelnen Kapitel, die Roswitha Quadflieg gestalten sollte. Die Herstellungskosten für das Buch erhöhten sich dadurch empfindlich.
Dennoch kam Ende mit seiner Erzählung nicht voran, da ihm zunächst eine Idee fehlte, wie er Bastian aus Phantásien wieder in die Realität zurückholen könnte. In dieser künstlerischen Krise brach einer der kältesten Winter herein, den Ende je erlebt hatte. Die Wasserleitungen gefroren, ein Rohr platzte, das Haus stand unter Wasser, die Wände begannen zu schimmeln. In dieser schwierigen Phase kam dem Autor die rettende Idee, dass AURYN, das Amulett der Kindlichen Kaiserin, selbst den Ausgang aus Phantásien darstellt. So konnte Ende im Jahre 1979 nach fast dreijähriger Arbeitszeit endlich die Arbeit an dem Buch abschließen.
Der Roman erschien erstmals im September 1979 im Thienemanns Verlag. Die Erzählung bescherte dem Autor internationalen Ruhm. Er erhielt in Folge den Buxtehuder Bullen, den Preis der Leseratten des ZDF, den Wilhelm-Hauff-Preis zur Förderung von Kinder- und Jugendliteratur, den Europäischen Jugendbuchpreis, den Silbernen Griffel von Rotterdam sowie den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendbuchliteratur.
= 4. Abschnitt: 211 W
Translation: Creation and publication history (cont.) Also, it wouldn’t be about an ordinary book anymore. It should be designed much more as a proper grimoire: a leather cover with nacre and brass buttons. Eventually, it was agreed upon a silk cover, the familiar bicolored print and the twenty-six vignettes for the individual chapters, which were to be designed by Roswitha Quadflieg. Thus, the costs of the book increased severely. Still, Ende was not able to move forward with his story, since at first he was missing ideas on how to get Bastian back to reality from Phantásia. In this artistic crisis one of the coldest winters Ende had ever experienced broke in. The water pipes froze, one pipe burst, the house was under water, the walls started to mold. In this difficult period the author came up with the perfect solution. AURYN, the amulet of the childish empress, itself should function as the exit out of Phantásia. That way, Ende could finally finish his book in 1979 after three years of work. The novel was released for the first time in September 1979 by publisher Thienemann. The narrative brought the author international fame. He received in succession the Buxtehuder Bull, the price of the bookworms of the ZDF, the Wilhelm-Hauff-Price for the aid of literature for children and young people, the European price for books for young people, the silver stylus of Rotterdam as well as the Grand Prix of the German Academy for literature for children and young people.
5. Abschnitt
Entstehungs und Publikationsgeschichte (cont.)
Ein Jahr nach der Veröffentlichung bemühte sich der Produzent Bernd Eichinger um die Rechte zur Verfilmung der Unendlichen Geschichte. Trotz zahlreicher Leserbriefe, die hiergegen protestierten, gab Ende seine Genehmigung hierzu. Im Verlaufe der Entwicklung eines Drehbuchs durch den Regisseur Wolfgang Petersen distanzierte sich Ende jedoch von dem Vorhaben, da Petersens Drehbuch zu weit vom Originalstoff abweiche. Schließlich versuchte Ende den Vertrag zu kündigen, doch Eichingers Filmgesellschaft, die Constantin Film, drohte ihm mit einer Schadensersatzklage in Millionenhöhe. Endes eigene Klage gegen die Filmgesellschaft wurde abgewiesen. So musste Ende notgedrungen der Verfilmung zustimmen. Er behielt sich allerdings das Recht vor, seinen Namen zurückziehen zu dürfen.
1984 wurde der über 60 Millionen Dollar teure Film fertiggestellt. Der Autor war entsetzt über das gigantische Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und Plastik. Er fühlte sich in seiner Ehre als Schriftsteller, Künstler und Kulturmensch tief verletzt.
Endes Nachlass liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Das Manuskript der Unendlichen Geschichte ist im Literaturmuseum der Moderne in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen. (164 W)
Auflagen Die erste Auflage des Thienemanns Verlags im September 1979 betrug lediglich 20.000 Exemplare. Von Beginn an positiv rezipiert, erschien der Roman im Juli 1980 auf Platz 5 der Spiegel-Bestsellerliste, in der er sich sechzig Wochen lang hielt, und erreichte in den kommenden drei Jahren fünfzehn Neuauflagen mit nahezu einer Million Exemplaren. (51W) = 5. Abschnitt: 215 W
Translation
Creation and publication history (cont.) A year after the book’s publication, the producer Bernd Eichinger attempted to acquire the rights to adapt The Neverending Story into a movie. Despite numerous letters by readers, Michael Ende eventually allowed ((said)) adaption to be made. However, during the development of a screenplay by director Wolfgang Petersen, Ende distanced himself from the movie, saying that Peterson’s screenplay had strayed too far from the source material. Ende even tried to rescind his original signing over of the movie rights, but Eichinger’s production company, Constantin Film, threatened to sue (him?) for damages. Ende’s own attempt to sue Constantin Film was denied. In the end, he had to allow the adaption to continue. He did however reserve the right to remove his name from the adaption. The movie, having cost 60 Million Dollars (dollar) to make, was finished in 1984. Ende was deeply upset by the gaudy, commercialized end product. He felt wounded in his identity as an author, artist and member of the cultural scene. Today, Michael Ende’s estate can be found in the Deutsche Literaturarchiv Marbach. The original manuscript of The Neverending Story can be viewed in the Literaturmuseum der Moderne in Marbach, as part of its permanent collection.
Editions In September 1979, Thienemann Verlag published the book, with a small initial print run of only 20.000 copies. Having garnered favorable critical reception from the start, the novel hit No. 5 on the Spiegel Bestseller List in July 1980 and stayed on the list for sixty weeks. In the following three years, there were 15 reprints of the novel with nearly a million copies in circulation.
6. Abschnitt
Auflagen (cont.)
Bis zum Tod von Michael Ende im Jahr 1995 steigerte sich die Auflagenzahl auf 5,6 Millionen. Dreißig Jahre nach ihrem Erscheinen ist „Die unendliche Geschichte“ in über 40 Sprachen übersetzt. Die weltweite Gesamtauflage beträgt 10 Millionen Exemplare (alternative Angabe: 40 Millionen Exemplare).
Das Buch ist normalerweise nicht schwarz gedruckt. Die meisten Ausgaben verwenden zwei Schriftfarben. Rote Schrift steht dabei für Handlungsstränge, die in der Menschenwelt angesiedelt sind, blaugrüne Schrift für die Geschehnisse in Phantásien, dem Reich der Phantasie (die Farben variieren). Dies erleichtert den Zugang zur Handlung, da der Protagonist, ein zehnjähriger Junge namens Bastian Balthasar Bux, sich zwischen beiden Welten bewegt.
„Die unendliche Geschichte“ hat 26 Kapitel, jedes davon beginnt in alphabetischer Reihenfolge von „A“ bis „Z“ mit einer großen, reichhaltig verzierten Initiale. Die Gesamtgestaltung wurde zusammen mit der Illustratorin Roswitha Quadflieg entwickelt. In der Neuauflage des Buches von 2004 fehlen diese Initialen sowie die grüne Schrift.
In der englischen Übersetzung von Ralph Manheim hat das Buch ein anderes Cover, jedoch gibt es auch dort die zweifarbige Schrift und die Initialen von „A“ bis „Z“ in alphabetischer Reihenfolge – die Übersetzung der ersten Wörter eines jeden Kapitels wurde entsprechend sprachlich angepasst.
1987 erschien die Taschenbuch-Ausgabe im dtv-Verlag, 1998 dann „Der Niemandsgarten“ als Teil der Edition Weitbrecht mit Schriften aus Michael Endes Nachlass. (212W)
= 6. Abschnitt: 212 W
Translation: Editions Until Michael Ende's death in 1995, the circulation figures had risen to 5.6 million. Thirty years after its publication, "The Neverending Story" has been translated into over 40 languages. Worldwide, its total circulation constitutes 10 million copies (40 million copies?). Usually, the book is not printed in black, but in two different colors. The red writing symbolizes story lines which take place in the human world, while the blue-green writing symbolizes the events taking place in Fantastica, the Realm of Fantasy. This kind of variation facilitates the reader's understanding of the plot, since the ten-year-old protagonist Bastian Balthasar Bux shifts in between the two worlds. "The Neverending Story" consists of 26 chapters, each one beginning with a richly adorned initial from "A" to "Z" in alphabetical order. The book's design was developed in cooperation with the illustrator Roswitha Quadflieg. The book's 2004 reprint is missing these initials as well as the green writing. Ralph Manheim's English translation of the book has a different cover design, but it does include the two-color writing as well as the alphabetically arranged initials - the translations of the first words in each chapter were therefore adapted accordingly. In 1987, the first paperback version of the book was published by dtv-Verlag, followed by "Der Niemandsgarten" in 1998 as part of the "Edition Weitbrecht" with writings from Michael Ende's unpublished works.
7. Abschnitt
Auflagen (cont.)
Darin gibt es ein gleichnamiges Romanfragment, das als Vorläufer der „Unendlichen Geschichte“ gelesen werden kann. Seit 2004 ist im Thienemann-Verlag eine Neuausgabe mit Illustrationen von Claudia Seeger erhältlich. 2004 erschien außerdem im Piper Verlag „Aber das ist eine andere Geschichte. Das große Michael Ende Lesebuch“, in dem sich das unveröffentlichte Kapitel „Bastian erlernt die Zauberkunst“ befindet. Ebenfalls beim Piper Verlag ist seit 2009 „Die unendliche Geschichte. Das Original im Taschenbuch“ erhältlich. Der Thienemann-Verlag ergänzte 2009 „Das Phantásien-Lexikon“, herausgegeben von Roman und Patrick Hocke. (84 W)
Interpretation Auf die Frage nach einer Interpretation der „Unendlichen Geschichte“ gibt Michael Ende keine Antwort. Jede Interpretation sei richtig, falls sie gut sei. Nur eine Äußerung gibt es vom Autor selbst: „Das ist nämlich die Geschichte eines Jungen, der seine Innenwelt, also seine mythische Welt, verliert in dieser einen Nacht der Krise, einer Lebenskrise, sie löst sich in Nichts auf, und er muss hineinspringen in dieses Nichts, das müssen wir Europäer nämlich auch tun. Es ist uns gelungen, alle Werte aufzulösen, und nun müssen wir hineinspringen, und nur, indem wir den Mut haben, dort hineinzuspringen in dieses Nichts, können wir die eigensten, innersten schöpferischen Kräfte wieder erwecken und ein neues Phantásien, das heißt eine neue Wertewelt, aufbauen.“. (116 W) = 7. Abschnitt: 200 W
Translation Auflagen (cont.) Where you can find a novel fragment of the same name, which can be understood as a predecessor of “The Neverending Story”. As of 2004 a new edition with illustrations from Claudia Seeger has become available at Thienemann Publishing. In addition to that Piper Publishing published “Aber das ist eine andere Geschichte – Das große Michael Ende Lesebuch” (eng. „But that is a different story – The big Michael Ende Book”), containing the previously unpublished chapter “Bastian erlernt die Zauberkunst” (eng. “Bastian learns how to do magic”) In 2009 Piper Publishing made „The neverending story” available as a paperback. Later on Thienemann Publishing added “The Phantásien-Lexikon” to their line of books surrounding “The Neverending Story”.
Interpretation Regarding the interpretation of „The Neverending Story” Michael Ende didn’t want to set any limits. According to him any interpretation can be right if it is well deduced/Founded/done???. However he does have one thing to say about the story: “This is a story of a boy, who loses his whole interior world, which basically is his mythical world, during the night of a crisis – a life crisis. It just disappears into nowhere and he has to face this nothing, this nowhere and that is what we as Europeans have to do. We have gotten rid of all the values we once had and now we have to face that, we have to bravely jump in in order to be able to create something again, to create a new “Phantásien” and thereby a new set of values.”
8. Abschnitt
Interpretationen (cont.)
Michael Ende ist immer wieder gefragt worden, was denn die Botschaft seines Romans sei. In der Regel antwortete er auf diese Frage ähnlich wie in diesem Brief an eine Leserin: Aber Kunst und Poesie erklären ja nicht die Welt, sie stellen sie dar. Sie brauchen nichts, was über sie hinausweist. Sie sind selbst ein Ziel. Ein gutes Gedicht ist nicht dazu da, die Welt zu verbessern – es ist selbst ein Stück verbesserte Welt, es braucht daher keine Botschaft. Dieses Hinausstarren auf die Botschaft (moralisch, religiös, praktisch, sozial usw.) ist eine unselige Erfindung der Literaturprofessoren und Essayisten, die sonst nicht wüssten, worüber sie schreiben und schwätzen sollten. Die Stücke Shakespeares, die Odyssee, Tausendundeine Nacht, der Don Quixote – die größten Werke der Literatur haben keine Botschaft. Sie beweisen oder widerlegen nichts. Sie sind etwas, wie ein Berg oder ein Meer oder eine tödliche Wüste oder ein Apfelbaum.
Man schreibt, weil einem zum Thema etwas einfällt, und nicht, weil man die Absicht oder den Drang verspürt, dem Publikum eine wichtige weltanschauliche Lehre zu erteilen. Aber natürlich hängt das, wozu einem etwas einfällt, mit dem Welt- und Anschaubild zusammen, das man sich gebildet hat. Nur ist es mir nie gelungen alles, was in meinem Kopf vorgeht, auch unter einen Hut zu kriegen. (208 W)
= 8. Abschnitt: 208 W
9. Abschnitt Interpretationen (cont.) Ich habe kein philosophisches System, das mir auf jede Frage eine Antwort bereithält, keine Weltanschauung, die fertig ist – ich bin immer unterwegs. Es gibt zwar einige Konstanten, die sozusagen im Zentrum stehen, aber nach den Rändern hin ist alles offen und vage. Eigentlich habe ich niemals für irgendein Publikum geschrieben, sondern alles ist ein Gespräch mit Gott, in dem ich ihn nicht um irgendetwas bitte (da ich annehme, er weiß sowieso, was wir brauchen, und wenn er’s uns nicht gibt, dann aus gutem Grund), sondern um ihm zu erzählen, wie es ist, ein unzulänglicher Mensch unter unzulänglichen Menschen zu sein. Ich denke, das könnte ihn interessieren, da es eine Erfahrung ist, die er nicht gemacht haben kann. „Die unendliche Geschichte“ wird oft als Kunstmärchen angesehen, doch orientiert sie sich insgesamt nur begrenzt am Gattungsvorbild, dem Volksmärchen. Die Märchenelemente werden oft nur nachgeahmt oder nachgestellt und besitzen kein festes Fundament. Ende ersetzt auf diese Weise das Geheimnis der Welt, das einst im Mythos enthalten war und im Märchen einen ästhetischen Ausdruck gefunden hatte, durch das Geheimnis des Ichs. Unter Beibehaltung der märchenhaften Hülle hat Ende den Gehalt gewechselt. Ähnliche Wendungen haben sich auch in der Science-Fiction-Literatur vollzogen. Sie sind im Kontext einer postmodernen Sinnkrise zu sehen. (205 W) = 9. Abschnitt: 205 W
Translation Interpretationen (cont.) I neither make use of any philosophical system to answer every single of my questions, nor do I have an ideology which is fully developed – I am always on the go. There are some absolute terms which are central to me, however things are very flexible and vague towards the border of these terms. My attempt has actually never really been to address any kind of audience, instead my lines are a conversation with god in which I don’t ask him for anything (as I assume that he knows anyway what we need and if we won’t get it then there must be a good reason for it) but rather I tell him how it is to be an incapable human being among incapable human beings. I suppose that god might be interested in that since this is an experience he has never been able to make .
“The Neverending Story” is usually considered a literary fairy tale. However, it only contains few characteristics of the fairy tale-genre. Elements of the fairy tale are usually only imitated without containing a stable basis. By this means Ende replaces the secret of the world which once has been part of the myth and which also had an esthetical expression in fairy tales through the mystery of the self. While keeping the framework of a fairy tale Ende changed the content of it.
Similar twists has also been made use of in Science Fiction literature and can be seen in context of a postsmodern identity crisis.
10. Abschnitt
Interpretationen (cont.)
Die Welt ist durch die Naturwissenschaften zwar erklärbarer und kontrollierbarer, aber keineswegs sinnvoller geworden. Die daraus resultierende Sinnsuche hat in der Science-Fiction-Literatur eine Thematisierung des „Inner Space“ nach sich gezogen. Bei Ende führt sie zu einer Mythologisierung des Ichs.
Die Märchenelemente nehmen vor diesem Hintergrund lediglich eine dienende Funktion ein; aus poetischer Perspektive sind sie anderen, märchenfremden Aspekten funktional untergeordnet. Dennoch sind sie für die Darstellung der Handlung und die Formung der Intention eminent wichtig und in hohem Maße für den Erfolg des Buches verantwortlich.
Die unendliche Geschichte ist eben kein analytisches oder belehrendes Buch. Dennoch enthält sie eine deutliche Botschaft. Michael Ende wendet sich gegen den Materialismus und die Geringschätzung der Phantasie. Er selbst sagt dazu: „Ich habe Zeit meines Lebens nach Hinweisen und Gedanken gesucht, die uns herausführen könnten aus dem Weltbild des Nur-Beweisbaren.“. Ende wirbt für einen Ausgleich zwischen der Welt der harten Fakten und der Welt der Phantasie. Es geht darum, in einer von der Technik beherrschten, geistig arm gewordenen Welt den Zauber der Existenzen, der Existenz schlechthin neu zu entdecken, oder, da alle Menschen eine Kindheit hatten, das Zauberhafte für das Erwachsenenleben fruchtbar zu machen, ähnlich, wie dies bei sogenannten „Naturvölkern“ üblich ist.
= 10. Abschnitt: 198 W
Translation:
Natural sciences have made the world more explainable and controllable, but they don’t help in making more sense of the world. The resulting quest for meaning led to an exploration of the notion of “Inner Space” within Science Fiction. In Ende’s novel, this quest leads to a mythologisation of the “Self”. In view of this, the story’s fairy tale elements only serve the plot, while stylistically, they’re subordinate to other devices which are atypical for fairy tales. However, for the story’s plot and its purpose, the fairy tale elements are crucial and notably responsible for the novel’s massive success. “The Neverending Story” refrains from being analytical or educational, but nevertheless conveys a clear message. The novel opposes materialism and the devaluation of imagination. Michael Ende himself said: “I have searched my whole life for clues and ideas that could show us an alternative world view, in which not everything has to be proven to exist.” („Ich habe Zeit meines Lebens nach Hinweisen und Gedanken gesucht, die uns herausführen könnten aus dem Weltbild des Nur-Beweisbaren.“)
Ende promotes the scientific world to be in equilibrium with the imaginative world. The goal is to rediscover the fascination of existence, existence itself, and since all human beings once have been children themselves to give adults the chance to fall under imagination’s spell again in an intellectually impoverished world that is controlled by technology, much like it is the case within indigenous cultures.
11. Abschnitt Interpretationen (cont.) Ende spricht vom Gesundwerden der Menschenwelt; es geht ihm um eine heile Welt, die er im Rahmen des klassischen Gut-Böse-Schemas konstruiert. Eine Welt, in der kein Kind sich wegen zahlreicher Unwägbarkeiten und Unsicherheiten ängstigen muss. Gibt man dem Denker der Postmoderne, Jean Baudrillard, recht, so leben die Menschen heute in einer hermetischen und nahezu unzerstörbaren Simulation von Welt, in der es das Oben und das Unten, Gut und Böse nicht mehr gibt. Dafür aber Ausbeutung, Unterdrückung, Beugung des Individuums. Daran gilt es zu arbeiten, und wenn die Sache aussichtslos erscheint: Hauptsache nicht zu den Verlierern gehören. Aus der Perspektive eines Kindes ist dies äußerst belastend. Kinder wie Naturvölker brauchen die Verzauberung, die Hoffnung auf Änderung jenseits der berechnenden Logik. In seinem Gespräch mit Erhard Eppler und Hanne Tächl über die gesellschaftlich-kulturelle Lage führt Ende aus: Äußerlich haben wir alles, innen sind wir arme Teufel. Wir können keine Zukunft sehen, wir können keine Utopie finden. Dem modernen Menschen fehle ein positives Bild der Welt, in der er lebt: eine Utopie, die er der Trostlosigkeit, die aus der modernen Weltvorstellung resultiere, entgegenhalten kann. Dies führe bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen zu einem verzweifelte(n) Durst nach Wunderbarem und einem Hunger nach Schönheit. = 11. Abschnitt: 199 W
12. Abschnitt Interpretationen (cont.) Die Nachkriegsjahre seien bemüht gewesen, alles unter einem gesellschaftskritischen, politischen, (…) aufklärerischen Bild zu sehen und hätten den Menschen noch mehr in einen Sog der Negativität, des Zorns, der Bitterkeit und der Verdrossenheit gezogen. Gegen diese in der Literatur und Kunst aufgetragene Ausschließlichkeit wehrt sich Ende. Ihm zufolge ist die Zeit gekommen, der Welt ihr heiliges Geheimnis und dem Menschen seine Würde zurückzugeben: „An dieser Aufgabe werden die Künstler, die Dichter und Schriftsteller einen wichtigen Anteil haben, denn ihre Aufgabe ist es, dem Leben Zauber und Geheimnis zu verleihen.“ Die Möglichkeiten des Schriftstellers bestünden darin, alte Werte zu erneuern oder neue zu schaffen. Auch Michael Ende folgt diesem Grundsatz und ist auf der Suche nach einer Utopie für die Gesellschaft, um deren Werte zu erneuern. Gleich Thomas Morus´ Utopia (er-)findet auch Ende ein Land, das nirgends real ist: Hier findet der Mensch die verlorenen Mythen wieder. Dabei bewegt Ende sich in einer poetischen Landschaft nach den Maßstäben der vier Himmelsrichtungen: der Schönheit, dem Wunderbaren, dem Geheimnisvollen und dem Humor. Die Geheimnisse der Welt offenbaren sich jedoch nur demjenigen, der bereit ist, sich von ihnen verwandeln zu lassen. Um in seine Welt eintauchen zu können, müssen die Leser Michael Endes, wie der Autor selbst, Lust am freien und absichtslosen Spiel der Phantasie haben. = 12. Abschnitt: 212 W
Translation Interpretations continued: The years after the war have been full of anxiousness, everything was seen in a socio-critical, political, (…) rationalistic way and these postwar years pulled people further into a tumult of negativity, rage, bitterness and moroseness. Ende defends himself against this exclusivity applied in literature and art. That’s why it was time for him to give the world its sacred secret back and people their dignity: “The artists, the poets and writers have to play an important role for this task because their task is to give life magic and mystery.” The alternatives for the writers consisted of renewing the ancient values or creating new ones. Michael Ende also follows this principle and is searching for an Utopia for the society, so that these values will be renew. Like Thomas Morus’ Utopia, Ende also found a country that is nowhere real: in this place man will find the lost myths again. In doing so he moves in a poetic landscape according to the scales of the four cardinal directions: the beauty, the wonder, the mystery and the humour. Nonetheless the secrets of the world are revealed only to those who are ready to be changed by them. The readers of Michael Ende, and the author himself, have to be in the mood for free and aimless play of the fantasy to dunk in this world.
13. Abschnitt Interpretationen (cont.) In seinem Vortrag in Japan erläutert Ende, wie das freie schöpferische Spiel beim Schreiben, aufgrund der ungeplanten Vorgehensweise, selbst zum Abenteuer wird. Zur Entstehung der Unendlichen Geschichte berichtet er: Ich habe mit dieser Geschichte buchstäblich um mein Leben gekämpft. Wenn der Mensch nicht zu einem richtigen Erwachsenen geworden sei, jenem entzauberte(n), banale(n), aufgeklärte(n) Krüppelwesen, der in einer entzauberten, banalen, aufgeklärten Welt so genannter Tatsachen existiert, dann lebe in ihm das Kind fort, das bis zu unserem letzten Lebenstag unsere Zukunft bedeutet. Ende widmet seine Werke dem Ewig-Kindlichen in jedem Menschen, daher seien seine Werke nicht als Kinderliteratur einzustufen. Die Wahl des Märchenromans sei lediglich aus künstlerisch-poetischen Gründen erfolgt: Wenn Sie gewisse wunderbare Begebenheiten erzählen wollen, so müssen Sie die Welt ja so schildern, dass derartige Begebenheiten in ihr möglich und wahrscheinlich sind. Wäre er ein Maler geworden, würde er malen wie Marc Chagall, behauptet Michael Ende in einem Fernsehinterview mit Heide Adams. In Chagalls Kunstwerken findet er seine Sicht der Dinge wieder: In ihrer „Art und Weise (…) träfen sie den Herzton des Ewig-Kindlichen“, welches uns wissen lässt, dass es alles das gibt, dass es sogar wirklicher ist als alle nur diesseitige Wirklichkeit. = 13. Abschnitt: 193 W
14. Abschnitt Interpretationen (cont.) Aus dieser Erkenntnis heraus verändert Michael Ende den Satz von Friedrich Nietzsche (In jedem Manne ist ein Kind verborgen, das will spielen) zu seiner These: In jedem Menschen ist ein Kind verborgen, das will spielen. Als die höchste Form des Spiels versteht Ende die Kunst. Die Poesie genauso wie die bildende Kunst erfüllt für Michael Ende in erster Linie eine therapeutische Aufgabe, denn aus der Ganzheit des Künstlers geboren, könnten sie dem Menschen diese Ganzheit wiedergeben. In einer kranken Gesellschaft übernehme der Dichter die Aufgabe eines Arztes welcher die Menschen zu heilen, zu retten und zu trösten versucht. Doch wenn er ein guter Arzt ist, sagt Ende, wird er seine Patienten nicht versuchen zu belehren oder zu bessern. Diesem Prinzip bleibt Ende treu. Doch sein neuer Mythos ist vor allem eine Erneuerung des Alten. Dazu verwendet Ende eine Vielzahl von literarischen Bezügen. Er verwendet altbekannte Motive, bedient sich bei zahlreichen Mythologien, der griechischen, der römischen, der christlichen. Das Buch wird vorwiegend von Erwachsenen gelesen, die sich nach der Lektüre vielleicht vornehmen, auch ihre kreative, assoziative, emotionale Gehirnhälfte wieder stärker einzubeziehen. = 14. Abschnitt: 180 W
Translation: Interpretation (cont.) Based on this insight, Michael Ende modifies the sentence of Friedrich Nietzsche (In every man there is a hidden child, that wants to play) to his thesis: In every human being there is a hidden child, that wants to play. Ende considers art as the highest form of such play. For Michael Ende, poetry as well as the visual arts, primarily fulfill a therapeutic task because being born of the wholeness of the artist; both could return this wholeness to man. In a sick society, the poet takes on the task of a doctor who tries to cure, save and console people. But if he is a good doctor, Ende says, he will not try to teach or improve his patients. Ende has kept true to this principle. But his new myth is above all a renewal of the old. To establish that, Ende uses a variety of literary references. He uses well-known motifs and avails himself of numerous mythologies: the Greek‘s, the Roman’s and the Christian ones. The book is predominately read by adults, who may, after reading it, resolve to give greater consideration to their creative, associative and emotional side of the brain.
15. Abschnitt Interpretationen'Italic text (cont.) Die wesentliche Aussage des Romans liegt darin, dass durch das Träumen und das Eintauchen eines Menschen in eine Fantasiewelt Ideen und Gedanken entstehen, die in die Wirklichkeit übertragen werden können, indem sie in der Realität die Augen für die „Wunder und Geheimnisse im Alltäglichen“ öffnen. Das in der Unendlichen Geschichte vorgestellte Projekt will damit folgendes vermitteln:
1. Sehen lernen der »zauberhaften Gestalt« der Dinge und Lebewesen und damit Neuentdeckung und Neubewertung von Eindrücken und Erfahrungen im Alltag.
2. Lieben lernen der (Mit-) Menschen als des »wahren Wunsches« hinter allen Wünschen.
Ende beleuchtet Schritt für Schritt die Konsequenzen dieser an sich trivialen Feststellung. Er stellt zunächst klar, dass eine Idee, die aus der Phantasie geboren wird, als solche weder positiv noch negativ, weder gut noch schlecht ist. Einer Bewertung durch menschliche Moralvorstellungen wird sie erst unterworfen, wenn aus ihr ein Handeln resultiert. Dann jedoch kann die Idee zu wünschenswerten ebenso wie zu verwerflichen Zwecken eingesetzt werden. Hier nennt der Autor insbesondere die Lüge, die in seinen Augen eine Perversion der Phantasie darstellt, die dazu dient, andere zu manipulieren und somit auf unlauterem Wege Macht über sie auszuüben. Die Phantasie selbst bleibt durch wiederholtes Lügen letztendlich auf der Strecke. = 15. Abschnitt: 197 W
Translation The novel mainly stresses the importance of dreaming. It’s main point is to approach imagination with an open mind, as it supposedly shapes the perception of reality and thereby helps to bring something phantastical into everyday life. The ideas conveyed by The Neverending Story are the following:
1. Learning how to perceive the mundane as something magical which will eventually shape the worldview. 2. Learning how to love every human being as love is the most basic human desire.
These conclusions might be trivial, but they are reoccurring motifs and serve an important purpose in the novel. Ende believes that imaginativeness and fictional thinking are neither a good nor a bad thing but that any kind of action will be judged based on a social perception of morality. Eventually, the outcome has a positive or negative effect. Ende adduces lying as an instance. According to him, a lie equals a perverted kind of fantasy which is used to manipulate and control others. Ende adds that repetitive lying ultimately undermines any authentic type of imagination though.
16. Abschnitt
Interpretationen (cont.)
Nachdem er diese Basis herausgearbeitet hat, befasst sich Ende mit weiteren Aspekten der Beziehung des Menschen zu seiner schöpferischen Kraft: Realitätsflucht, Machtausübung, Verantwortung (vor allem im Sinne von Ingerenz, das Eintreten für die Folgen des eigenen Handelns), Selbstvertrauen und zwischenmenschliche Beziehungen sind wichtige Themen seiner Erzählung. Endes Einschätzung, dass die Reise in die Welt der Phantasie nur dann zu einem positiven Ergebnis führen kann, wenn sie eingesetzt wird, um auch die wirkliche Welt zu verbessern, zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung.
Dabei wählt der Autor die Charaktereigenschaften seines Protagonisten, Bastian Balthasar Bux, mit Bedacht. Schon 1973 beklagte Michael Ende in einem Brief an seinen Verleger den Funktionalisierungswahn einer seelenlosen Phalanx der Aufklärungsterroristen und wandte sich damit gegen ein ausschließlich auf Rationalität gegründetes Weltbild, das den Menschen das Träumen verbieten will. Entsprechend ist auch Bastian Balthasar Bux ein Junge, der mit dem Leben nicht klarkommt, weil ihm das rationale, auf bloße Zweckdienlichkeit ausgerichtete Weltbild der meisten Menschen sinnlos erscheint. Wie auch sein Vater hat er den Tod seiner Mutter nie verarbeiten können. Vater und Sohn leben nur noch neben-, aber nicht mehr miteinander. Deshalb flüchtet sich Bastian in Bücher voller Phantasie, die eine Welt erschaffen, die ihm bedeutender erscheint als sein wirkliches Leben.
= 16. Abschnitt: 205 W
Translation In his writings Ende puts a lot of emphasis on other issues such as the relationship between humanity and its maker: escape from reality, exercise of power, responsibility (especially responsible handling of the consequences of ones actions), selfconfidence and interpersonal relations. The silver lining of his works manifests itself in the idea that a journey into the world of phantasy can only ever lead to a positive end if it is also applied to ameliorate the real world. To this end he selected the protagonist Bastian Balthasar Bux's character traits with great care. In a letter to his publisher 1973, Ende complains about the craze for functionality in literature. In his opinion the portrayal of an entirely rational world aims to prohibit readers from exploring their own imagination. This is reflected in Bastian Balthasar Bux's incapability to cope with life: Most people's conception of the world as a purely rational and functional place does not make any sense to him. Ever since the death of his mother – an incident that neither him nor his father ever managed to process – they have been drifting apart. Because of that, Bastian finds refuge in books filled with phantasy, which create a world that appears more meaningful to him than his own life.
17. Abschnitt Interpretationen (cont.) Die Reise des Protagonisten Bastian in die Welt der Phantasie, in seine eigene Innenwelt, ist somit als Eintauchen in eine vergessene Realität zu verstehen, in eine „verloren gegangene Wertewelt“, wie Michael Ende selber sagt, die neu entdeckt und benannt werden muss, um wieder ins Bewusstsein zu gelangen. „Nur der richtige Name gibt allen Wesen und Dingen ihre Wirklichkeit“, sagt die Kindliche Kaiserin, selbst suchend nach einem Namensgeber. Letztlich ist dies auch als Ode an die Liebe („Wasser des Lebens“) zu verstehen, die immer wieder neu entdeckt werden muss, um zu wachsen. Indem der Mensch seiner Phantasie freien Lauf lässt, begibt er sich auf die Suche nach sich selbst, nach seinem wahren Ich; dem Protagonisten wird die Aufgabe erteilt, seinen Wahren Willen zu erkennen und danach zu handeln. Die Reise nach Phantásien wird für Bastian also letztlich zu einer persönlichen Identitätssuche, die ihn zwingt, sich den Problemen zu stellen, die er bislang so erfolgreich verdrängt hat. Schließlich gelingt es Bastian, lieben zu lernen, indem er von den Wassern des Lebens trinkt, und indem er diese Wasser zu seinem Vater bringt, erlöst er auch ihn: Tränen befreien ihn von dem Eispanzer, der sein Seelenleben gefangen hielt. = 17. Abschnitt: 194 W
Translation The journey of the protagonist Bastian into the world of fantasy, into his own inner world, is therefore to be seen as an immersion into a forgotten reality, a “lost world of values”, as Michael Ende says himself, which needs to be rediscovered and renamed in order to become aware of it again. “Only the true name will give all creatures and things their reality”; says the childlike empress, looking for an eponym herself. Lastly, this is to be understood as an ode to love (‘’water of life’’), that, in order to grow, needs to be discovered over and over again. The human being goes on a journey of self-discovery to find his true self by letting his imagination run free; the protagonist is assigned to find and act upon his true will. The journey to Phantásien ultimately becomes a search for identity, which requires Bastian to face problems he successfully repressed for so long. In the end, Bastian succeeds in learning how to love by drinking from the waters of life; and by bringing those waters to his father, he releases him: Tears free him from the ice sheet, which held his inner life captive.